What a wonderful world



Von Whitehorse nach Carmacks 1997

Von Juneau fliegt Annette zurück nach Anchorage, um von dort nach Hause zurückzufliegen. Ich mache mich mit der Fähre auf nach Skagway und weiter nach Whitehorse.

Skagway, ein auf historisch gemachtes Städtchen lohnt sich nur für einen Tag. Am nächsten Tag geht es dann mit der Whitepass and Yukon Railroad weiter. Die Zugfahrt ist ein Erlebnis. Man kann sich vorstellen, welche Schinderei es bedeutete diese Eisenbahnstrecke zu bauen.

In Whitehorse mache ich, nachdem das Zelt aufgebaut und alles soweit verstaut ist, einen Abstecher in die Stadt. Whitehorse, die Hauptstadt des Yukon Territory, besticht durch vierspurige Straßen. Ansonsten finde ich die Stadt nicht sonderlich schön. Am nächsten Tag mache ich mich daran, notwendigen Proviant einzukaufen und das Boot aufzubauen. Um meinen gesamten Hausstand und das Boot zur Einsetzstelle zu bringen, habe ich mit den Leuten von Canoe People ausgemacht, dass sie mich am anderen Morgen um 10 Uhr am Campingplatz abholen. Tja, die haben mich allerdings glatt vergessen. Nach einigen Telefonaten hat es dann aber doch noch geklappt. Endlich auf dem Fluß. Am ersten Tag komme ich bis kurz vor Lake Laberge. Es ist September und der Yukon hat ziemlich wenig Wasser. Dadurch ist natürlich auch die Strömung ziemlich bescheiden.

Bei der Einfahrt in den Lake Laberge bin ich von den Wellen erst mal ziemlich überrascht. Und plötzlich, irgendwie habe ich nicht aufgepasst, bringt mich eine Welle von der Seite zum Kentern. Zum Glück ist das rettende Ufer nicht weit entfernt. Aber der Schreck sitzt mir doch ziemlich in den Knochen. Ich beschließe, für heute schon Schluß zu machen und mich erst mal trockenzulegen.

Bei der Weiterfahrt komme ich öfter an Lagerplätzen vorbei, die zeigen, dass die Gegend nicht immer so ruhig ist wie jetzt im September. Warum die Leute ihren Müll eigentlich nicht wieder mitnehmen und alles in der Natur herumliegen lassen müssen, verstehe ich nicht.

Der Wind auf dem Lake Laberge kommt grundsätzlich immer aus der falschen Richtung. Es gab nur einen Vormittag mit Rückenwind. Ansonsten Wind von vorne und von der Seite.

Als ich Lower Laberge Village erreiche, bin ich froh, endlich wieder fließendes Wasser unter dem Kiel zu haben. Durch den niedrigen Wasserstand ist der Flußführer nur bedingt brauchbar. Dort, wo er Inseln ausweist, ist schon längst Ufer.

Von daher ist es manchmal am Abend schwierig an Hand des Flussführers abzuschätzen, wie weit ich nun an diesem Tag gekommen bin. Aber schon bald sage ich mir, der Fluß nimmt dich mit und wenn es sein darf, noch mehr als 3000 km. Ich überlasse mich also dem Fluss und der Natur, kämpfe allerdings manchmal gegen heftige Böen, die mir fast das Paddel aus der Hand reißen und natürlich immer aus der falschen Richtung kommen. Einmal, es ist früher Nachmittag, wird der Himmel pechschwarz und die Böen werden immer stärker. Bei der nächsten Gelegenheit mache ich mich vom Fluß und baue mein Zelt auf. Kaum steht das Zelt und alles ist soweit verstaut, ist der Himmel plötzlich wieder blau. Es hat nur kurz geregnet, obwohl die Wolken schon fast ein Unwetter erwarten ließen. Nun, da ich schon alles aufgebaut und verstaut habe, beschließe ich den Tag hier zu beenden.

Am nächsten Morgen herrscht, nachdem sich der Morgennebel verzogen hat, wieder wunderschönes Wetter. An der Einmündung des Big Salmon begegnen mir 2 Kanus. Das sind dann auch schon alle Touristen, die mir auf dem Fluss begegnen. Nach der Einmündung des Little Salmon mache ich dann Bekanntschaft mit einer anderen Zivilisationserrungenschaft, die ich schon fast vergessen hatte. Hier führt der Highway ziemlich nah am Fluß entlang. Es fahren zwar nicht viele Autos, aber die wenigen machen dafür einen umso größeren Lärm.

Nach insgesamt 12 gemütlichen Tagen auf dem Fluß kommt die Highwaybrücke vor Carmacks in Sicht. Eigentlich wollte ich ja bis Dawson, aber da ich bis jetzt so getrödelt habe, wird die Zeit, die mir noch verbleibt, zu knapp. So beschließe ich, meine Flußfahrt in Carmacks zu beenden und mit dem Bus weiter nach Dawson zu fahren.

 


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© Annette Baur und Reinhold Strecker , Mai 2001