What a wonderful world



Wale und ein Geysir

 Es ist zwei Jahre her, seit wir das erste Mal in Neufundland waren. Es waren nur zwei Wochen und wir konnten nur einen kleinen Teil auf dem East-Coast-Trail wandern. Die bodenlose Freundlichkeit der Menschen und die unverbrauchte, spektakuläre Natur haben uns so begeistert, dass wir so schnell wie möglich eine weiteres Stück dieses Weges in Angriff nehmen wollten.

Wieder einmal war unser Gepäck in Frankfurt, wir aber schon in St. Johns, also blieb uns genug Zeit um Karten zu besorgen (bei den Outfitters in der Waterstreet), die Vorräte zu ergänzen und den Jetlag auszuschlafen.

Vor dem Ausbruch aus der Stadt haben wir uns noch mit einem "hungry human" (Pommes, Spiegeleier und Speck) gestärkt. Es gibt in Neufundland nur wenige öffentliche Verkehrsmittel, aber meist kommt man mit trampen auch ganz gut ans Ziel. Wir versuchten also nach Blackhead zu trampen, und hatten uns sogar ein Schild mit unserem Ziel gemalt. Aber zunächst passierte überhaupt nichts, es war heiss und alles fuhr an uns vorbei. Dann hielt eine Frau die uns erklärte, wir hätten eine ziemlich ungünstige Stelle erwischt. Als wir sagten, wohin wir wollten, hat sie einfach beschlosssen uns hinzufahren. Mit der Erklärung, "be careful with that loose stones at the coast" hat sie uns abgesetzt.

Von Blackhead nach Cape Spear ging es ständig auf und ab. Dort angekommen war ich total ko. Aber an eine Übernachtung auf dem Gelände einer "National Historic Site" ist natürlich nicht zu denken. Übernachtet haben wir schließlich ein paar Kilometer weiter am Rande eines Moores.

Beim Zeltabbau am nächsten Morgen kamen zwei Ladies in den Siebzigern vorbei (noch ziemlich gut drauf). Eine von beiden war in den Fünfziger Jahren aus Deutschland gekommen und freute sich riesig mal wieder deutsch sprechen zu können. Ein paar Kilometer weiter haben wir die beiden noch einmal getroffen und sie haben uns gezeigt, welches die besten Beeren am Wegesrand sind.

Weiter ging es bis Petty Harbour - es war unglaublich heiß, und wir freuten uns auf eine Nacht in einem Bed and Breakfast. Doch leider war das einzige Haus im Ort, das Orca Inn, bereits ausgebucht. Die Besitzer waren supernett, haben uns eine Dusche spendiert, zum Orangensaft eingeladen, mit uns den Wetterkanal im Fernsehen angesehen und uns dann noch zum Anfang der nächsten Trailetappe gefahren. Wieder ein Beispiel für die unglaubliche Freundlichkeit der Neufundländer.

Wir verbrachten die Nacht also wieder am Trail. Am nächsten Tag haben wir den Spout erreicht den man schon aus einigen Kilometern Entfernung röhren hört. In vielen Beschreibungen steht, dass dieser Frischwassergeysir im Sommer manchmal völlig austrocknet. Doch er spuckte ! Ungefähr alle 20 Sekunden, faucht eine Fontäne in den Himmel. Ich habe wohl ein Dutzend Bilder gemacht und jeder Ausbruch war anders als der vorherige. Der Weg zwischen Petty Harbour und dem Spout ist teuflisch anstrengend. Es geht dauernd steil bergauf, dann bergab und wieder ....

Gleich nach dem Spout gibt es die Spout Campsite mit Plattformen um das Zelt aufzustellen. Dazu gehört auch eine sensationelle Toillette: man erklimmt die Anhöhe ganz oben steht ein grüner Thron und man hat einen tollen Ausblick auf die Bucht.

Am nächsten Tag haben wir es bis Freshwater geschafft, dies ist ein aufgelassenes Fischerdorf. Wir stellten das Zelt auf die Fundamente eines Hauses, für Frischwasser gibt es einen Fluss und das Meer liegt fast direkt vor dem Zelteingang. Überall blühten weisse Malven und es roch betörend. Beim Abendessen vor dem Zelt, zog eine ganze Walschule an der Bucht vorbei und blies ihre Fontänen in die Luft. In der Nacht sind wir dann noch einmal aus dem Zelt gekrochen um uns den superklaren Sternenhimmel anzusehen. Belohnt wurden wir nicht nur mit Milliarden von Sternen, sondern auch mit einer Sternschnuppe.

Die letzten 5 Kilometer wollten nicht enden, es war heiß und zur Abwechslung einmal windstill und die kleinen fliegenden und beißenden Biester hatten ziemlich viel Hunger. Kurz vor Bay Bulls liegt "Bread and Cheese".

Kein Wunder, das uns da auch der Hunger gepackt hat. Doch auch in Bay Bulls war kein Zimmer zu bekommen. Wir haben dann in Wittless Bay übernachtet. Zum Schluß unserer Wandertour haben wir uns eine Bootsfahrt zur "Wittless Bay Ecological Reserve" gegönnt. Bei strahlendem Wetter haben wir zwar keinen Wal gesehen, aber dafür ungefähr zwei Millionen Vögel. Am besten haben uns die Papageientaucher (Puffins) gefallen. Winzige Vögel, aber geniale Flieger und Taucher.

Es wir wohl nicht lange dauern, und uns packt wieder die Lust auf Neufundland und ein weiteres Stück des East-Coast-Trails.

Zum dritten (und letzten)Teil des Eastcoasttrails

 

Der Führer zum East Coast Trail


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© Annette Baur und Reinhold Strecker , Mai 2001