What a wonderful world



Ein Elch, Seehunde und ein Nerz - 

Impressionen aus dem Gros Morne Nationalpark

Die Fahrt von St. Johns nach Rocky Harbour dauert fast einen ganzen Tag, wenn man mit dem Überlandbus fährt. Es war früher abend, als wir den Gros Morne erreichten. Als die Boote, die Paddel und unsere Rucksäcke ausgeladen waren, und der Bus weg war, machte sich Reinhold auf, um die Information zu suchen. 15 Minuten später kam er mit zwei Einheimischen zurück - die Information liegt etwa 10 km ausserhalb von Rocky Harbour aber die "Newfies" (Neufundländer) holten ihr Auto, kamen zurück und brachten uns mit all unserem Gepäck zum Campingplatz am Rande des Ortes.

Auf der gegenüberliegenden Strassenseite vom Campingplatz liegt das Crossroads, einige der wenigen Kneipen in Rocky Harbour. Es besteht aus einem Laden (50% des Sortiments sind Leichtbier) einem Restaurant mit Heilsarmeecharme und der Bar. Die Bar ist der Treffpunkt der Frauen aus der Umgebung. Ab sieben Uhr abends füllt sich der Laden langsam und man trifft sich bei Limonade am einarmigen Banditen.

Am nächsten Morgen haben wir das Visitor Center besucht um unseren Aufenthalt im Nationalpark anzumelden. Dabei haben wir auch gleich den Test gemacht, den man braucht um die Erlaubnis für den Long Range Mountain Track zu bekommen. Wir waren reichlich nervös, doch es ist Reinhold gelungen mit Karte und Kompass den richtigen Weg festzulegen.

Übrigens gibt es im Visitor Center eine Liste mit im Gros Morne NP beobachteten Tieren. Jeder trägt seine Beobachtungen dort ein, egal ob Schwarzbär, Elch, Luchs oder Nerz.

Als Test für das Wandern im Gros Morne NP stand eine Wandertour zu den Bakers Brook Falls an. Ich habe zwar bei jedem Knacken im Gebüsch eine Schwarzbärfamilie erwartet, aber an diesem Tag liess sich sich kein Meister Petz sehen.

An einem verregneten Sonntag sind wir nach Norris Point gelaufen (mit Unterstützung eines freudlichen Autofahrers, der uns ein Stück mitgenommen hat) um zu sehen, von wo aus es geeignete Einsatzstellen für unsere Kajaks gibt. Dabei haben wir Terry's Bed und Breakfast entdeckt, das direkt am Strand liegt.

Von Norris Point haben wir eine mehrtäägige Kanutour auf dem Fjord gemacht. Es waren unsere ersten Erfahrungen mit Ebbe und Flut. Übernachtet haben wir einige Tage lang auf den Resten eines aufgelassenen Dorfes. Als wir eines Morgens darauf warteten das der Wind nachlässt (um weiterpaddeln zu können) kam ein Fischer zu Besuch der vor 50 Jahren hier gewohnt hat. In einer fast völlig unverständlichen Sprache erzählte er uns wie das Dorf früher ausgesehen hat. Wir mussten den ganzen Tag warten bis der Wind nachließ. Nachmittags haben wir uns auf die Rückseite der Bucht zurückgezogen, dort konnten wir einen Nerz auf Futtersuche beobachten - der kleine Kerl war allerdings so schnell, daß an fotografieren nicht zu denken war. Vor dem Weiterpaddeln wollten wir am nächsten Wasserfall frisches Wasser holen, bei Näherkommen sah ich zwei Adlerkinder direkt vor dem Wasserfall bei Frühstück. Ein weiterer Blick zeigte die stolze Mutter (vielleicht wars ja auch der Vater) auf einem nahen Baum. Wir wollten nicht ausprobieren, wieviel Toleranz ein Adler besitzt und holten unser Wasser für diesen Tag an einem anderen Wasserfall.

Zurück in Norris Point wartete schon Terry auf uns. Unser Zimmer war wieder frei und wir konnten uns ausruhen.

Die verbleibende Zeit bis zur Rückfahrt wurde langsam knapp, deshalb entschieden wir uns (leider - vorläufig) gegen die grosse Wandertour. Um uns dafür noch die Seehunde im St. Paul's Inlet und den Western Brook Pond anzusehen. Wieder einmal haben wir getrampt und mussten uns zum x-ten Mal die Frage anhören: Did you see any Moose ??? Und wir mussten zu unserem Bedauern zugeben, dass sich in gut 3 Wochen nicht ein Elch hatte sehen lassen. Doch auf dem Weg nach St. Paul's stand dann eine Elchkuh friedlich grasend direkt neben der Strasse. Nur wenige Meter von uns entfernt liess sie sich gerne fotografieren.

Unser letzter Besuch galt dann Java Jacks Cafe, wo wir mittlerweile bekannt wie bunte Hunde waren und schon mit: What did you do today, begrüsst wurden.

"Schiffsmeldungen" das Buch von Annie Proulx spielt in der Gegend von Rocky Harbour, die Hauptperson isst immer unglaublich schlechte Mahlzeiten und seit dieser Zeit scheint sich an der Küche der Region nichts geändert zu haben. Java Jacks Cafe war die einzige Ausnahme. Eine ehemalige Park Rangerin hat hier ein Cafe mit guter Küche und viel Liebe zum Detail aufgemacht.


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© Annette Baur und Reinhold Strecker , Mai 2001