What a wonderful world



Bergziegen, Schweinswale, Seehunde und Otter

"Jeg har selv aldri padlet i området, men jeg tror det er godt egnet. Vær oppmerksom på at dere kan treffe på sel (Seehund) og en liten hvalart som heter nise, men disse skaper ingen problemer for dere."

Für alle die des Norwegischen nicht mächtig sind: "Ich bin selbst noch nicht in dieser Gegend gepaddelt, aber ich denke, sie ist gut geeignet. Seid aufmerksam, denn ihr könnt dort Seehunde, und eine kleine Walart, die Nise (Schweinswale) heisst, treffen. Aber diese werden keine Probleme bereiten." Soweit die Antwort eines norwegischen Freundes auf unsere Reisepläne.

Die Fahrt von Süddeutschland nach Norwegen schien keine Ende zu nehmen. Aber schon beim Buffet auf der Fähre waren die Anstrengungen vergessen. Der erste Tag auf norwegischem Gebiet begann mit dem feierlichen Flagge hissen auf dem Sonnendeck. Denn es war der 17. Mai, also Nationalfeiertag. In Bergen angekommen, mussten wir feststellen, daß wohl niemand mehr zuhause war.

Alle Bergenser waren in der Stadt bei der Flaggenparade. Und es ist kein Vorurteil, daß am Nationalfeiertag alle Norweger ihre Tracht ausführen und in jedem Garten mindestens 5 Fahnen aufhängen. Um 23 Uhr wurde das grosse Feuerwerk gezündet.

Da war es zwar noch nicht richtig dunkel, aber ein Feuerwerk am 18. Mai ist wohl sinnlos. Von Bergen ging es in nördlicher Richtung zum Sognefjord. Überall waren Wasserfälle, denn die Frühlingssonne brachte die Schneereste zum schmelzen.

Wie geplant wollten wir in Gudvangen starten. Doch als die Boote endlich aufgebaut waren und wir lospaddeln wollten, frischte der Gegenwind auf und wurde so böig, dass es absolut unmöglich war, mit einem Kajakt aufs Wasser zu gehen. Nach zwei Stunden am Ufer, beschlossen wir, diesen Tag mit anderen Dingen zu verbringen. Wir haben dann die Stabkirche in Undredal besucht. Das ist die kleinste Kirche Norwegens mit gerade mal Platz für zwanzig Personen. Sie ist wunderschön, mit einer Sonne und Engeln am Kirchen(nacht)himmel.

Und aus den Fenstern konnte man auf blühende Obstbaumwiesen sehen. Wenn wir uns eines Tages doch noch entschliessen zu heiraten - ich glaube, dies wäre ein wunderbarer Ort. Der Föhnsturm liess auch die nächsten Tage nicht nach und es war unmöglich zu paddeln. Nach drei Tagen warten endlich strahlendes Wetter und nur ein Dunstschleier ab und zu. Also paddelten wir los. Bei Styvi haben wir uns für eine Nacht eine Wiese mit drei Schafen geteilt.

Es waren seltsame Schafe. Denn während unseres ganzen Aufenthaltes kam kein einziges 'Mäh' über ihre Lippen. Trotz Regen in der Nacht sah das Wetter am nächsten Morgen ganz passabel aus. Die Paddelei liess sich zunächst auch ganz gut an. Als wir jedoch vom Naeroyfjord in den Auerlandsfjord einbogen, sahen wir uns Gegenwind und heftigen Wellen gegenüber. Kein Möglichkeit zum Anlanden weit und breit, nur fast senkrechte Felswände die aus dem Wasser aufragten. Glücklich errreichten wir die einzige flachere Stelle, die wir schon vorher auf der Karte ausgemacht hatten. Kurz vor der Übernachtungsstelle haben wir eine Herde Bergziegen gesehen. Ganz niedliche kleine, die meisten davon weiss. Als wir kamen sprang die ganze Herde auf. Eine kleine Schwarze (Ziege) hatte wohl auf einer anderen gelegen. Und sah jetzt ihre Vorderhufe plötzlich in den Himmel ragen. Am nächsten Morgen wieder auf dem Fjord und schon nach der nächsten Biegung: Gegenwind und Wellen.

In Undredal haben wir eine kurze Rast gemacht und dabei zwei norwegische Paddler getroffen. Sie erzählten uns von Seehunden und Ottern im Fjord. Als wir weiterpaddelten kam die Sonne heruas und der Fjord lag spiegelblank vor uns. Reinhold hat an diesem Nachmittag einen Otter gesehen und man konnte ihn noch lange von dem schönen Tier schwärmen hören. Abends kamen wir in Flam an. Endlich mal wieder die Möglichkeit, das Salzwasser von der Haut zu waschen. Auf dem Rückweg hatten wir wieder Traumwetter und ruhiges Wasser.

Trotzdem beschlossen wir, wieder bis zum Naeroyfjord zu paddeln und bei unseren stummen Schafen zu übernachten. Denn wer weiss, wie lange das Wetter hält. Auf der letzten Etappe in Richtung Gudvangen habe ich einen der legendären Seehunde gesehen (ein fairer Ausgleich für Reinholds Otter). Auf dem letzten Stück wurde es wieder recht windig und damit auch anstrengend.

In Gudvangen angekommen, haben wir uns erstmal mit Kaffee und Krabbenbaguette belohnt. Wir haben dann noch die norwegische Buchstadt Fjaerland besucht. Auf 500 Einwohner kommen dort etwa 15 Antiquariate. Natürlich haben wir gefunden, was wir gesucht haben. Auf der Rückfahrt, auf der Fähre von Mannheller nach Fodnes haben wir zwei Schweinswale im Fjord gesehen. Es gibt sie also wirklich.


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© Annette Baur und Reinhold Strecker , Dezember 2002