What a wonderful world



Von Tallins "Langem Bein" zum Lahemaa Nationalpark

Während in Deutschland Regenwetter herrschte, war die Luft über der Ostsee glasklar und vom Flugzeug sahen die hunderttausend finnischen Seen fast unwirklich schön aus. Von Helsinki dauerte der Flug nach Tallin dann noch eine knappe halbe Stunde.

In Tallin angekommen, fuhren wir todmüde zur Jugendherberge, das Foyer war belagert von stark alkoholisierten russisch sprechenden Männern und Damen des ältesten Gewerbes der Welt. Unser Zimmer war jedoch ruhig und sauber und am nächsten Morgen war der Spuk vorbei.

Die Altstadt von Tallin und der Domberg gehören zum UNESCO Weltkulturerbe, mittelalterliche Türme sind Teil der Stadtmauer. Vom Domberg aus kann man an vielen Stellen auf die Stadt herunterschauen und sich die Stadt im Mittelalter vorstellen. Das "Lange Bein" führt auf den Domberg hinauf und an seinem Ende steht die russisch-orthodoxe Kathedrale. Hätte man keine Lust auf dem Domberg herumzulaufen, könnte man über das "Kurze Bein" wieder in die Altstadt hinunter. Doch es wäre schade, sich die Häuser nicht genauer anzusehen. Ausserdem gibt es hier viele Maler, die ihre Erzeugnisse unter freiem Himmel präsentieren.

Die Touristeninformation in Tallin (direkt am Rathausplatz) zeigte sich gut informiert und so war es nicht schwer in den Lahemaa Nationalpark zu kommen, wenn man davon absieht, dass die Busse in einem kaum zu durchschauenden Rhythmus fahren.

Wälder, Wege und Wildschweine: Lahemaa Nationalpark

Der erste Anlaufpunkt war das Nationalpark Informationszentrum auf Gut Palmse. Die hier verfügbaren Informationen erwiesen sich als sehr dürftig. Lohnenswert ist allerdings ein ausgedehnter Spaziergang oder gar eine kleine Wanderung durch den Landschaftspark des Gutshofes.

Immer wieder gibt es interessante Ausblicke zu entdecken und als wir dann noch einen Biber getroffen haben, waren wir total hingerissen.

Die nächste Station auf unserer Wanderung war der Herrenhof Sagadi, auch eines der Beispiele, wie Herrenhäuser gut erhalten werden können.

Von Sagadi aus liefen wir in Richtung Oandu. Kurz bevor wir dort ankamen, haben wir ein Wildschwein im Unterholz aufgescheucht - ich weiss nicht wer mehr erschrocken ist, das Wildschwein oder wir. Wild fauchend hat es sich dann weiter in das Dickicht der Wälder zurückgezogen. Die nächsten Tage verbrachten wir auf einem Campingplatz der Forstverwaltung an einem See im Wald. Von dort aus gibt es herrliche und gut ausgebaute Wanderwege. Der Bibertrail führt an vielen Dämmen vorbei und zeigt den Lebensraum der Biber im Fluss. Auf einem anderen Weg kommt man an den "Schrubberbäumen" der Wildschweine vorbei, an denen sich die Wildschweine den Rücken zu kratzen pflegen, oder an Bäumen, an denen der Bär seine Krallen schärft. Wir sind noch immer überzeugt davon, das wir im Dickicht den Nationalparkbären schnarchen gehört haben, doch wer legt schon Wert darauf, schlafende Bären zu wecken.

Ein richtig guter Tipp, um sich Informationen über Wanderungen im Nationalpark zu beschaffen, ist die Forstbehörde in Vösu. Viele Wege sind gerade im Aufbau, können aber schon begangen werden. Ausserdem verwaltet die Forstverwaltung einige Campingplätze. In Vösu gibt es auch einige nette Übernachtungsmöglichkeiten: ein Hostel, ein Ferienzentrum, Privatzimmer (sogar mit echt estnischer Sauna) und Einkaufsmöglichkeiten. Allerdings gibt es im gesamten Gebiet keine Bank. Die nächste Möglichkeit für Bargeld gibt es erst im 34 km entfernten Rakvere, erreichbar durch eine gut einstündige Busfahrt über die Dörfer.

Auf der Wanderung nach Vösu entdeckten wir im Wald, zwischen Weg und Baumwurzeln, eine Art "Altar" mit vielen geheimnisvollen Figuren.

Der Bus nach Tallin zurück fährt in aller Frühe; so früh, dass wir auf dem Weg zur Bushaltestelle einen Storch beim Frühstück auf der Wiese trafen.

Zurück in Tallin konnten wir das Altstadtfest miterleben, bei dem die Bürger Tallins in mittelalterlichen Gewändern ein Wochenende lang Hansezeiten wiederaufleben lassen. Auf dem Marktplatz tagte der Rat der Stadt. Korbflechter, Krugmacher und Schmiede belebten die Strassen der Altstadt und am Rathaus fand ein Kletterwettkampf der Hofnarren statt.

Estland hat viel zu bieten - für uns steht fest, dass wir wiederkommen werden und beim n&aumlchsten Mal sicher länger als 10 Tage.


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© Annette Baur und Reinhold Strecker , Juli 2001